Beschluss der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 2. Tagung zu
Schöpfung bewahren, Klima schützen, Schwache stärken –
Paris als Chance für echte Klimagerechtigkeit
Lesen Sie den Beschluss auf der Internetseite der EKD www.ekd.de
Christoph Fuhrbach berichtet von unterwegs bzw. „Wie fühlt sich Pilgern an?“
14.11. Um 6 Uhr werden Hassan und ich von seinem Wecker am Mobiltelefon geweckt. Hassan schaut – wie so oft – was sich Neues in der Welt ereignet hat. Er, der sonst so ruhig ist, wird ganz aufgeregt. Er scheint geschockt. Schnell erzaehlt er mir von mehreren terroristischen Angriffen am spaeten gestrigen Abend in Paris und von weit ueber 100 Toten. Beim Fruehstueck ist das aber noch kein Thema, die anderen Pilgernden wissen davon offenbar noch Nichts. Erst kurz vor dem Abmarsch informiert ein lothringischer Pilger unsere Gruppe. Stille. Kurzer Schock. Wir versuchen die Ereignisse in Paris aber einzuordnen. So etwas passiert taeglich auf unserer Erde, nur eben ansonsten meist in Nordafrika bzw. im Nahen oder Mittleren Osten – weit weg von uns. Der lebensverachtende Terror kommt uns naeher. Und diesmal nicht nur auf Journalisten (“Charlie Hebdo”), sondern auf die ganz normale Bevoelkerung. Wir koennten die Naechsten sein – das soll wohl die Botschaft der Terroristen sein. Aber Opfer eines Terroranschlags zu werden ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto oder ein Flugzeugabsturz. Fuer uns alle ist klar: natuerlich pilgern wir weiter.
Mit zwei Kleinbussen werden wir gut 40km weiter Richtung Westen, nach Pange, gebracht. Ich waere diesen Abschnitt gerne mit meinem gestern extra mitgebrachten Klapprad gefahren. Aber dann haette ich ohne Fruehstueck und noch im Dunkeln losfahren muessen. Unterwegs sehen wir viele Wiesen und Felder, oft sehr grossflaechig. Anlass fuer uns, um uns ueber die Landwirtschaft zu unterhalten, wie sie heute bei uns ueblich ist: viele und grosse Maschinen, rationalisiert, effizient, hoher Materialeinsatz (oft chemischer Duenger), immer mehr Ackerflaeche, weil es ansonsten nicht mehr betriebswirtschaftlich rentabel ist. Immer mehr und immmer groesser. (Wie lange) Kann das so weiter gehen? Welche Alternativen gibt es, z.B. solidarische Landwirtschaftsprojekte?
Wir treffen die Pilgernden, die vor einer Woche von Kehl-Strasbourg hierher gestartet sind. So sind wir weiterhin gut 40 Pilgernde – die meisten, die uns gestern begleitet hatten, koennen heute nicht dabei sein. Von der pfaelzisch-saarlaendischen Pilgerstrecke sind wir noch 15 Personen.
Hassan und ich sind heute viel gemeinsam unterwegs. Unterhalten uns ueber verschiedene Dinge. Aber irgendwann wird mir klar, dass Hassan sich unwohl fuehlt. Er laesst einfliessen, dass sein Arbeitgeber ihn nicht verpflichtet, auf die uebermorgen beginnende Konferenz nach Paris zu fahren – und dass seine Fluglinie ihm angeboten hat, auch schon vorzeitig und auch von einem anderen Flughafen aus heim zu fliegen. So wuerde Hassan am liebsten schnell nach Deutschland und dann von Frankfurt in den Iran nach Hause fliegen. Ich bitte unseren Begleiter Konni Hassan zum Saarbruecker Hbf zu fahren. Konni ist dazu sofort bereit – und Hassan sehr froh und dankbar. Also verabschieden sich Hassan und ich. Eile unserer Gruppe hinterher, finde sie Gott sei Dank wieder. Richte ihnen Hassans Gruesse aus.
An allen Stationen, an denen wir heute kurz anhalten, gibt es immer eine Schweigeminute im Gedenken an Opfer von Terror und Ungerechtigkeiten. Beim Mittagessen im ersten Stadtrandbezirk von Metz lerne ich den hiesigen Gefaengnisseelsorger kennen. Ein uriger Typ, der diese Aufgabe offenbar mit Hingabe ausuebt. Er ist gerne bei seinen Gefangenen. Er sieht ihre vielen positiven Seiten. Gerade die Gefangenen, die aus Nordafrika oder aus dem Nahen Osten stammen, schaetzt er sehr. Ich kann mir vorstellen, dass er sie auch aufbauen kann. Bin beeindruckt.
Bald kommt eine Reporterin von “La Croix” (frankreichweite und beachtete katholische Tageszeitung) auf mich zu. Nach den ueblichen Fragen zu unserem Klima-Pilgerweg kommt sie auch auf die Frage zu sprechen, wie ich die Attentate von Paris einschaetze und wie ich gefuehlsmaessig damit umgehe. Ich merke, dass ich sehr kopfmaessig die Sache verarbeite. Ich weiss, dass solche Anschlaege staendig passieren, nur eben in anderen Weltregionen. Ich weiss, dass TAEGLICH noch rund 16.000 Kinder sterben, weil sie nicht genug zu essen, kein sauberes Trinkwasser oder keine fuer uns selbstverstaendlichen Medikamente bekommen. Ich weiss um die vielen anderen Ungerechtigkeiten, die es jeden Tag auf unserer Erde gibt – und ueber die – wenn ueberhaupt – nur in Randspalten der Tageszeitungen berichtet wird. Zunaechst ist die junge Reporterin verwirrt, aber sie laesst sich auf das Gespraech ein – das so sehr lange wird. Wir sprechen ueber die ungerechten Welthandelsstruktueren, ueber die grosse Schere zwischen globalem Norden und globalen Sueden, zwischen Hungernden und im Ueberfluss Lebenden. Unserer Welt fehlt das Gleichgewicht. Dieser Zustand bildet einen hervorragenden Naehrboden fuer den Terrorismus. Als einzigen Ausweg sehen wir ein echtes Umsteuern, eine am globalen Gemeinwohl ausgerichteten Politik, in der der globale Norden sich freiwillig einschraenkt (dadurch aber auch viel innere Freiheit gewinnen kann) und alle Menschen das zum Leben bekommen, was sie brauchen. Ueber diesen grossen “Umweg” scheint mir auch unser Einsatz fuer Klimagerechtigkeit indirekt durchaus auch etwas mit dem Terroranschlag in Paris zu tun zu haben: KlimaGERECHTIGKEIT wuerde dem Terrorismus den Naehrboden entziehen.
Anschliessend wieder ganz andere Gespraeche, u.a. mit Conny. Sie ist eine von vier saarlaendischen Frauen, die seit Saarbruecken mitpilgern. Sie ist vor 10 Jahren den kompletten spanischen Streckenabschnitt des Jakobs-Pilgerweges gegangen – und zehrt noch heute von diesen Erfahrungen.
5km vor dem Stadtzentrum schliessen sich viele jugendliche Pfadfinder uns an, unsere Gruppe umfasst nun fast eine Hundertschaft. Einlauf in Metz. Warten an der Kathedrale auf die Pilgernden, die aus Trier hierher kommen. Diese werden mit grossem Applaus empfangen. Manche kennen sich und feiern ihr Wiedersehen. Andacht in der stimmungsvollen gotischen Kathedrale.
Konni stoesst wieder zu uns. Hassan ist in Deutschland.
Empfang und ein paar Reden in einem benachbarten oekologischen Zentrum. Wir Pilgernde werden auf (viele) Gasteltern verteilt. Ich werde Bernadette und Lucien zugelost, zwei schon aelteren Frauen. Wir fahren mit deren Auto 12 km westwaerts. Vorbei an einem riesigen Einkaufszentrum. “Nicht sehr oekologisch”, meint Lucien. Der Abend ist schon fortgeschritten, ich kann wegen der Dunkelheit nicht mehr viel erkennen. In einem kleinen Dorf haelt Lucien an. Wir stehen vor einem grossen Haus, mit Tiefgarage. Fahren in die Tiefgarage, gehen durch etliche Tueren, Treppenhaeuser und Flure. So langsam bin ich doch gespannt, wo ich da gelandet bin. Vorbei an einer Rezeption. Sind wir in einem Altersheim? Irgendwann kommen wir an vielen Zimmern vorbei, ploetzlich stehen wir in einem Wohnzimmer. Da wohnen die Beiden. Nun loesen sie die Frage auf: sie sind Ordensschwestern eines hier in der Naehe gegruendeten Schwesternordens. Sie als die juengsten Schwestern (70 Jahre alt) und vier weitere Schwestern (jeweils um die 80 Jahre) versorgen im benachbaretn, erst 5 Jahre alten, Altenheim die 41 noch verbliebenen Schwestern (90 Jahre und aelter) sowie weitere 50 weitere alte Menschen. Bernadette und Lucien sind sehr freundlich, auch sehr interessiert, gerade auch an oekologischen Fragen. Mich begeistert, wie wertschaetzend beide miteinander umgehen. Lucien kann noch recht gut Deutsch, Bernadette spricht englisch. Bernadette hat etliche Jahre die Katechese im Bistum Metz geleitet, Lucien hat als Krankenschwester gearbeitet, aber auch Sozialarbeit in einem Viertel mit Menschen aus Nordafrika und aus der Tuerkei geleistet. Ich kann mir vorstellen, dass sie fuer diese Menschen eine ganz wichtige Ansprechperson war. Heutzutage ist der Tod und der Umgang mit dem Tod sehr praegend fuer die beiden. In den letzten fuenfeinhalb Jahren haben sie hier 51 Schwestern begraben. Wenn ich auf Deutsch erzaehle, uebersetzt Lucien selbst meine langen Ausfuehrungen Bernadette sehr genau bis ins kleinste Detail. Selten habe ich so offene und interessierte Menschen getroffen wie diese beiden. Zusammen mit dem einfachen, aber sehr schmackhaften Essen haben wir einen wunderbaren Abend.
13.11. 4:45 Uhr: der Wecker klingelt. Schreibe noch meinen gestrigen Tagebucheintrag. Hassan und ich erreichen unseren Zug um 6:32 Uhr nur, weil er drei Minuten Verspaetung hat. Hektik, durchatmen – weiter geht es. Hassan hatte im Oktober eine Konferenz in Heidelberg, ab kommenden Montag folgt die nächste Konferenz in Paris. Die knapp drei Wochen dazwischen hat er zu einer Europareise, v.a. in Italien, genutzt. Er berichtet mir von seinen Eindruecken. Der Rueckstand unseres Zuges waechst auf ueber 20 min. bis Saarbruecken an. Ein kurzes Fruehstueck ist noch moeglich, dafuer koennen wir nicht in die Morgenandacht. Diese dauert lange. So kommen wir mit fast einer halben Stunde Verspaetung zum Saarbruecker Hbf, an dem die lothringischen Pilgernden bereits warten. Dennoch werden wir freundlich begruesst. Ich uebergebe nun die Leitung an Jean-Luis Charles, einen sehr engagierten Ehremantlichen aus dem Bistum Metz, der den Pilgerweg von Saarbruecken bis Metz koordiniert hat. Ein schoenes Gefuehl fuer mich, nun als “einfacher Pilger” dabei sein zu koennen. Die Ansagen erfolgen nun in Franzoesisch, aber sie werden dann auch ins Deutsche uebersetzt – vom Prot. Pfarrer von Sarrgemuend, der aus Hamburg stammt. Unsere wieder ganz neu durchmischte, inzwischen franzoesisch-deutsche, Gruppe mit nun gut 40 Personen, findet schnell zueinander. Wir gehen bei erneut gutem Wetter entlang der Saar. Erzaehle mit Hassan. Einige sind an ihm interessiert, gerade weil er von so weit weg (Iran) kommt und hier mitgeht. Er berichtet auch interessierten Pilgernden ueber Auswirkungen des Klimawandels im Iran, z.B. anhand der Austrocknung des Urmia-Sees. Auch Karin Mayer, die Reporterin vom SR, die vorgestern Abend in Bexbach moderiert hatte, geht mit. Sie interviewt einige Pilgernde und moechte eine Radio-Reportage zum Klima-Pilgerweg machen. Wir kommen an die Grenze – in Schoeneck. Unser Speyerer Weihbischof Otto Georgens, der Kontaktmann der Dt. Biscofskonferenz zur franz. Kirche, stoesst zu uns. Wir beten und singen gemeinsam. Die teilweise sehr schwierige deutsch-franzoesische Geschichte, die in den letzten eineinhalb Jahrhunderten drei verheerende Kriege, in den letzten Jahrzehnten aber auch eine wunderbare Entwicklung hin zu echtem Frieden, ja sogar echter Freundschaft aufweist, schwingt mit. Kurz darauf werden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Sehr freundlicher Empfang. Manche aeltere lothringische Pilgernde erzaehlen mir ihre Geschichte, wie sie als Kinder noch ganz “deutsch” (bei ihren Grosseltern) aufgewachsen sind und dann erst in der Schule franzoesisch gelernt haben. Heute fuehlen sie sich in erster Linie als Europaer. Am Strassenrand faellt uns hier noch deutlich mehr Muell als in den letzten Tagen auf. Ein Pilger von uns sammelte in den letzten Tagen viel von diesem Muell auf, bis er ihn ordentlich entsorgen konnte. Heute koennte er das alleine nicht schaffen. Die Lothringer haben den Pilgerweg verkehrstechnisch sehr aufwendig geplant: bei jeder Strassenueberquerung wird die Strasse kurz abgeschirmt, wir alle ueber die Strasse (haeufig sogar von Polizei) begleitet. Mittagessen in Forbach (Gemuesesuppe und Kaffee mit Kuchen). Der Buergermeister berichtet uns von den Bemuehungen der Stadt in Sachen Klimaschutz. Die Ortspfarrerin ist sehr angetan von uns und will in Kontakt bleiben. Es regnet mal ein bisschen, aber nur schwach. Ueber Wiesen und durch Wald. Wunderbar zu gehen. Gespraeche, inzwischen international. In verschiedenen Sprachen oder mit Haenden und Fuessen. Wir verstehen uns. Gespraeche mit den Pilgernden, die schon seit der Pfalz dabei sind, werden vertrauter, knuepfen an bereits ausgetauschten Inhalten an – und gehen so noch mehr in die Tiefe. Ankunft am Tagesziel Freyming-Merlebach. Wie schon den ganzen Tag viele Fotos. Wieder Kaffee und Kuchen. Unterkunft in einem Gemeinschaftshaus, fast auf Jugendherbergestandard. Gibt sogar eine Dusche hier. Entsprechend dusche ich zum ersten Mal seit einer Woche. Das Abendessen ist typisch franzoesich: sehr grosszuegig, mindestens vier Gaenge. Wir geniessen das franzoesische Lebensgefuehl. Sogar mit Rotwein. Der Prot. Ortspfarrer sitzt bei uns. Er macht einen sehr engagierten Eindruck. Stammt aus dem (reichen) Elsass, lebt nun aber mit Leib und Seele in diesem eher aermeren Landstrich. Die befreiende Botschaft Jesu und ihre Bedeutung fuer die Menschen scheint seine Arbeit zu praegen. Er erzaehlt uns von der schrumpfenden Bevoelkerung und der damit einhergehenden Schrumpfung der hiesigen Kirchengemeinden. Eine Frau erzaehlt uns noch viel von der hiesigen Region (Warndt), ihren Menschen, der Flora und Fauna.
12.11. Wieder ein sehr liebevoll gestaltetes Frühstück(sbuffet), die beiden Frauen im Prot. Gemeindehaus haben sich sehr viel Mühe gemacht. Eine von ihnen hat sogar heute Geburtstag. Morgenimpuls in der noch dunklen Kirche: wir sitzen im Kreis im Altarraum., in unserer Mitte Kerzenlicht und verschiedene Gegenstände, die an die heilige Barbara und an ihren Zeitgenossen, den hl. Martin, erinnern. Die Beiden sind die Patrone der hiesigen Pfarrei. Mein Kollege Gregor Müller erzählt uns sehr anschaulich aus deren Leben und zieht Verbindungslinien zu uns heute.
Gestärkt ziehen wir weiter. Zunächst zum Grubenmuseum nach Bexbach. Ulf, der Saarländer in unserer Gruppe, nutzt diesen Weg, um uns über die Bergwerksregion hier zu erzählen: von den damals üblichen Bräuchen über die Gefahren, die kilometerlangen Stollen, die Umweltproblematiken bis hin zu den langen Diskussionen, bis der Bergbau beendet wurde. Am Grubenmuseum treffen wir vier Personen vom AK Eine Welt der Pfarrei Lautzkirchen. Sie werden uns nun den Weg bis St. Ingbert zeigen. Unter ihnen ist auch ein gerade anerkannter eritreischer Flüchtling. Einer von ihnen erzählt mir auch detaillreich und hintergründig über die Arbeit in einem vor einem dreiviertel Jahr gegründeten Flüchtlingshilfeverein. Bin beeindruckt von deren anspruchsvollen und zugleich so entschiedenen Engagement. Wieder auch weitere interessante Gespräche mit anderen Pilgernden auf dem landschaftlich wunderschönen Weg über “Menschenhaus” und “Glashütter Weiher” entlang des “Grenzsteinweges” (zwischen dem ehemaligen Bayern und dem ehemaligen Preußen). Ich kann nun gut verstehen, dass unsere heutigen Wegbegleitenden die Strecke extra vier Mal (!) im Vorfeld gegangen sind: sie haben die schönste Strecke raus gesucht.
Kommen nach St. Ingbert. Haben einen Mittagsimpuls in der Engelbertskirche mitten in der Fußgängerzone. Andreas Sturm, der hiesige Pfarrer, würdigt unser Tun. Kai Zimmermann stellt als Gescäftsführer der neuen Stiftung die “Klimastiftung für Bürger” vor. Sie plant den Bau eines Erlebniszentrums für Klima und Energie in Sinsheim – www.klima-energie-stiftung.de Prima Mittagessen: Dinkelbratlinge mit Pilzsauce und Salat. Aus Saarbrücken holen uns noch 12 PilgerInnen ab, sehr schön. Ein Pilger aus Zweibrücken, der nun zwei Tage mit ging, verabschiedet sich von uns, mit einigen persönlichen Worten, die zeigen, wie wichtig ihm das Mitpilgern hier war. Auch Andere gehen. Wie so oft in diesen Tagen, ein Kommen und gehen. Immer mit gegenseitiger Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und das miteinander Erfahrungen teilen verbunden.
Interview mit dem SR (Fernsehen). Sie filmen auch unsere Gruppe ebim Gang durch die Fußgängerzone. Inzwischen wieder tolles Wetter: Sonne und mild. Lässt fast Frühlingsgefühle erwachen. Pfr. Ripplinger begleitet inzwischen unsere Gruppe. In Rentrisch gibt er uns noch einen Impuls und bittet uns dann, nun eine halbe Stunde in der Gruppe zu schweigen. Hilft uns, die Natur, alle Geräusche, alles leben um uns herum, noch genauer wahrzunehmen.
Danach wieder viele Gespräche: u.a. mit den drei kirchlichen Hauptamtlichen aus der Saarbrücker Pfarrei, in der wir heute übernachten werden. Josef aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz erzählt mir, wie er zum Pilgern kam: inzwischen ist er schon neumal eine jeweils neuntägige und 380 km lange Pilgertour von seinem Heimatort nach Trier und zurück gepilgert. Immer in großen Gruppen. Zuletzt hat er sich aber auch einmal alleine aufgemacht: Richtung Santiago de Compostela. Von zuhause durch ganz Belgien bis nach Frankreich war er 19 Tage unterwegs. Hat immer spontan unterwegs übernachtet, einfach bei Leuten an der Haustür geklopft. Und obwohl viele dieser Leute nicht einmal wussten, dass sie an dieser Pilgerroute wohnen, wurde er immer aufgenommen und hatte wunderbare Erfahrungen machen dürfen. Im kommenden jahr wird er diesen Weg fortsetzen.
Wie in den letzten Tagen auch erreichen wir in der Dämmerung Saarbrücken. Komme leider zu spät für die den ganzen Nachmittag in der Fußgängerzone stattgefundene und mit unserem Pilgerweg verbundene Aktion “Wärmebildkamera”, bei der es um Energieverlust durch Türen und Fenster geht und um Möglichkeiten zum Energie sparen. Treffe stattdessen nur auf eine Demonstration von Kurden.
Unsere Pilgernden haben für die kommende Nacht private Quartiere (mit “richtigen” Betten) angeboten bekommen. Nur Drei nehmen das an. Die Anderen bevorzugen ihre Isomatte und die Gemeinschaftsunterkunft, das Pfarreizentrum St. Josef. Manche sind nach dem langen Tag müde und bleiben in der gemeinschaftsunterkunft, Andere machen sich noch einmal in die Stadt auf zu einem Vortrag zum Thema Fracking, bei dem Antoine Simon aus Frankreich über die vielen Risiken dieser Technik informiert. Auch über die Hintergründe, warum diese Technik angewendet wird. Mir scheint, dass es im letzten auf das Prinzip der Gewinnmaximierung, der alles in der Mainstreamwirtschaft unterworfen wird, zurück zu führen ist. Bei der Veranstaltung ist auch Redakteurin Ulrike Klös von der Pressestelle der Ev. Kirche im Rheinland (EKiR). Sie will auch einen Artikel über das Klimapilgern für die Web-Seite der EKiR. So geben wir ihr Interviews.
Fahre noch einmal heim, da ein langjähriger Bekannter aus dem Iran (Hassan) heute zu uns kommt. Ab morgen will er bis Metz mit mir und uns nach Metz pilgern. Leider hat mein Zug 55 min. Verspätung. Falle sehr müde ins Bett.
11.11. Gut geschlafen. Muskelkater wird weniger. Kleines Frühstück. Kurz nach 6 Uhr im Zug. Eine Stunde später Frühstück mit den Dauerpilgernden in Ramstein. Morgenandacht: mir fällt auf, dass vor dem Altar ein Weg gelegt ist, viele Fußspuren zu sehen sind. Auf die Fußspuren haben Menschen Texte geschrieben. Nach dem Gebet erfahre ich, dass die gestern Abend von einer Ehrenamtlichen aus Ramstein gestaltete Abendandacht als sehr gut gestaltet von den Pilgernden empfunden wurde, dass sie zum ersten Mal im liturgischen Rahmen auch aktiv mit veinbezogen wurden. Sie selbst haben die Fußspuren mit ihren Hoffnungen und Wünschen beschriften und dann auf den Weg legen dürfen. Die Leiterin des Abendgebets von gestern ist auch jetzt wieder da und erzählt mir, dass sie den gestalteten Weg nun in der Kirche “ausstellen” wird, damit die Gemeinde Anteil an unserem Klima-Pilgerweg nehmen kann.
Wir starten. Heute sind wir “nur” 13 Pilgernde. 5 davon wollen den ersten Abschnitt mit dem Bus fahren. Sie nutzen die freie Zeit, um ein Mittagessen für uns vorzubereiten. Wir restlichen Acht gehen gemeinsam mit den Lamas über Hütschenhausen bis Kübelberg. Durch den Wald, entlang der Straße. Ich genieße das Pilgern zunehmen. Habe das (gute) Gefühl, mich nun “eingelaufen” zu haben. Auch heute wieder mild und z.T. auch sonnig. Erneut intensive und mich bewegende Gespräche.
Nach dem Mittagessen noch ein spontaner Impuls durch eine seit Ludwigshafen mitpilgernde Pfarrerin aus dem Schwäbischen. Eines ihrer Kernanliegen ist, dass wir neben den Menschen auch die Tiere und Pflanzen mitberücksichtigen, wenn wir von Schöpfung sprechen. Anschließend muss sie sich mit ihren Lamas von uns verabschieden. Sie hat unseren Pilgerweg mit sich, ihrer Familie und auch ihren Lamas bereichert.
Wir pilgern weiter. Bald auf dem Glan-Blies-Radweg. Treffen eine Wandergruppe, die uns auf unsere Fahne vom Klima-Pilgerweg anspricht. Es gibt ein langes Gespräch. Die Wandergruppe bezweifelt, dass wir mit unserer Aktivität etwas bewegen können. Sie sind verzweifelt am Verhalten ihrer Mitmenschen, registrieren viele negative Dinge bei einzelnen Menschen und stehen in der Versuchung, diese Beispiele zu verallgemeinern. So wirken sie etwas verbittert. Wir bemühen uns sehr, auf ihr Empfinden einzugehen. Es scheint nicht viel zu nutzen. Sie scheinen (wie wir auf eine andere Art und Weise vermutlich auch) in ihren Gedanken gefangen zu sein.
Wir verlassen die Pfalz, kommen kurz nach Waldmohr ins Saarland an die Jägerburger Weiher. Über einen schönen Waldpfad nach Oberbexbach, wo wir (mal wieder) in der Dämmerung ankommen. Werden sehr freundlich von meinem Kollegen Gregor Müller und einer evangelischen Ehrenamtlichen empfangen. Bekommen sehr gutes Abendessen (Nudeln mit vier verschiedenen Saucen, Obst, Joghurt).
In Bexbach findet anlässlich unseres Hierseins eine gut besuchte Podiumsdiskussion zur Frage statt, ob die Kohle eine Brückentechnologie (bis wir genügend erneuebare Energien zur Verfügung haben) sei oder eine Sackgasse. Hintergrund ist ein großes Braunkohlekraftwerk am Ort, das mit Kohle aus Kolumbien betrieben wird. Die Kohle aus Kolumbien wird unter meschenrechtlich sehr schlechten Bedingungen abgebaut. Dazu viele ökologische Fragen. Hochrangige VertreterInnen aus dem saarländischen Wirtschaftsministerium, von der IG BCE, dem BUND sowie einer örtlichen Bürgerinitiative und nicht zuletzt Sebastian Rötters von der NGO “Power Shift” legen jeweils ihre Meinungen da und diskutieren miteinander. Eine lebendige Diskussion schließt sich an. Allerdings beharren alle fest auf ihren Positionen, was sie als jeweilige InteressensvertreterInnen wohl auch mehr oder minder tun “müssen”. Wir können uns in die Diskussion einbringen. Danach wird noch länger in kleineren Zirkeln diskutiert. Wir setzen das im Pfarrheim noch fort.
10.11. Schaue mir (mehr nebenbei) am Morgen meine Füße an. Erschrecke richtig: denn sie sind sehr staubig. Liegt wohl an meinen Schuhen, “nur” Sandalen. Wasche die Füße gründlich und stelle dabei eine größere Blase an einem Zeh fest. Mache ein Pflaster drauf. Mein mich seit Tagen begleitender Muskelkater ist zumindest nicht stärker geworden. Starte wieder – mit dem Zug – vor Tagesbeginn. Frühstücke mit der Pilgergruppe. Heute mit viel (regionalem) Obst und Müsli.
Morgengebet mit 240 Schülerinnen vom Franziskus-Gymnasium Kaiserslautern. Die Schule hat absichtlich ihren Wandertag so gelegt, dass es den Klassen freigestellt war, an unserem Klima-Pilgerweg teil zu nehmen oder ein eigenes Programm zu machen. Immerhin 12 Klassen haben sich für unseren Pilgerweg entschieden, toll! Mit der großen Gruppe dauert es länger durch die Innenstadt, gerade an Ampeln.
Ich muss mich vorübergehend von der Pilgergruppe verabschieden. Habe schon letzten Freitag einen Interviewtermin beim Südwestrundfunk (SWR) vereinbart. Finde das Interview mit Kerstin Bachtler angenehm. Bin mit mir aber selbst nicht ganz zufrieden, weil ich zu viele lange Sätze mache und von daher befürchte, dass meine Botschaft nicht so klar wie ich es mir selbst wünschen würde “rüber kommt”.
Muss nun mindestens 10km alleine gehen. Und v.a. meinen Weg alleine suchen. Erst einmal durch den Nordwesten der Stadt. Am Stadtrand meine ich abkürzen zu können. Komme voll in den Wald. Treffe eine Kita-Gruppe. Kommen ins Gespräch. Die Kinder wollen wissen, wohin ich unterwegs bin. Wir sprechen über den Klimawandel und unsere, v.a. auch ihre, Zukunft. Die Erzieherinnen berichten mir, dass Klimaschutz bei ihnen in der Prot. Kita Erzhütten ein ganz wichtiges Thema sein, dass sie daher auch sehr oft in den Wald gehen. Mich erfreut das Gespräch. Im Alltag hätte ich mir die Zeit dafür vermutlich gar nicht genommen. Danach allerdings komme ich richtig vom Weg ab, drehe eine große Runde rund um Erzhütten. Mit Hilfe der Sonne kann ich mich wieder orientieren, quere die B 270. Keinerlei Hinweisschilder. manchmal hilft mir bei der Orientierung auch das Autobahndauerrauschen (A 6) oder die vielen großen Transportmaschinen in der Einflugschneise zur Ramsteiner Airbase. Die auschließlich zeichenhaften Makierungen kann ich nicht deuten. Komme bald an militärisches Sperrgebiet. Gehe kilometerlang am Zaun dieses Sperrgebietes entlang. Irgendwie empfinde ich diese Anlagen gespenstisch: sie sind riesig, haben eigens aspaltierte Straßen und Straßenschilder. Aber ich sehe die ganze Zeit über keinen einzigen Mensch. Aber viele kleine Häuser. Ob dort Munition gelagert ist? Die Sonne verschwindet. Die Szenerie sieht immer wieder sehr ähnlich aus. Ich hoffe, dass ich mich nicht im Kreis drehe… – dann irgendwann kommt endlich mal eine Markierung: bin richtig! Komme nach Rodenbach. Hier hat unsere Pilgergruppe zwei Grundschulklassen getroffen, die von ihren ökologischen Engagement berichtet haben.
Komme nach Weilerbach, treffe die Pilgernden wieder. Sie sind gerade in der Verbandsgemeinde-Verwaltung Weilerbach. Die bereits vor einigen Jahren eingestellte Energiewendemanagerin berichtet von den Anstrengungen der Verbandsgemeinde als “Null-Emissions-Gemeinde”, was beim Strom schon in absehbarer Zeit (2020) erreicht werden kann, bei Wärme noch in weiter Ferne ist. Bin dennoch beeindruckt. Habe das Gefühl, dass hier wirklich ernsthaft versicht wird, einen kommunalen Beitrag für mehr Klimaschutz zu leisten.
Mittagessen, heute vom Männerkochclub. Ein Dauerpilger, Josef aus der Eifel, wurde von einem Hund gebissen und musste zum Arzt. Scheint aber Gott sei Dank nicht so schlimm zu sein. Die Dauerpilgernden werden mir immer vertrauter. Ständig treffen wir aber auch wieder neue Menschen, von denen ich wieder Neues hören darf. Wir ziehen weiter. Über Wiesen, Felder und Wald. Irgendwann stehen wir plötzlich direkt vor dem Westgate der Airbase Ramstein. Wie so oft sehr sehr hohes Verkehrsaufkommen hier. Und die Polizei erwartet uns schon. Denn wir sind einen Parallelweg zu dem angemeldeten Weg gegangen. Von einem Kollegen und von mir werden alle Daten aufgenommen. Ich zeige den (befürworteten) Bescheid über unsere Anmeldung des Pilgerweges. Wir werden durch gelassen. Ein kleines Stück begleiten uns 16 Pilgernde vier PolizistInnen. Dürfen dann aber nicht an der Straße entlang pilgern, sondern müssen auf den weit außen herum führenden Radweg ausweichen. Kommen so deutlich zu spät an den Gedenkstein zur Flugtagskatastrophe 1988. Uns erwartet Detlev Besier, der in dieser Region seit vielen Jahren arbeitet und uns erläutert, warum dieser Ort für ihn ein Schmerzensort (Flugtagskatastrophe, militärisch wichtige Einrichtung, von der aus viele Kriege unterstützt werden) und zugleich aber auch ein Kraftort ist: hier findet seit 12 Jahren jeden ersten Samstag im Monat ein Friedensgebet statt, hier treffen sich Menschen, die deutlich für friedliche Konfliktlösungen eintreten.
Mit dem letzten Tageslicht nach Ramstein, in den Ort. Die Lamas übernachten im Pfarrgarten, die Pilgernden im Pfarrhaus und Abendessen erhalten wir im benachbarten Mehrgenerationenhaus. Besprechen noch den morgigen Tag. Kurz vor dem Abendgebet nehme ich den Zug nach Hause.
9.11. Werde schon um 3 Uhr nach nur dreieinhalb Stunden wach. Spüre beim Gehen schon einen leichten Muskelkater in der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Bin solche Bewegung schlicht nicht gewohnt. Frühstücke zu dieser nächtlichen Zeit zum ersten Mal. Um 6 Uhr mache ich mich mit dem Zug auf nach Bad Dürkheim. Treffe die Pilgernden, die im dortigen Pfarrzentrum von St. Ludwig übernachtet haben. Frühstücken gemeinsam. Mag solche morgendliche Atmosphäre am großen Tisch. Scheint Mehreren so zu gehen. Einen erheblichen Teil trägt auch der hiesige Gastgeber, Klaus Brand, dazu bei. Er hat schon gestern Abend für uns sehr gut gekocht – und nun heute Morgen das Frühstück zubereitet. Wir sind dankbar für seine Unterstützung. So ähnlich haben wir das auch an den anderen Stationen erleben dürfen. Wir bedanken uns mit Worten und mit einem Pilgerlied.
Dann geht es los auf die längste Tagesetappe. Wieder herrliches Wetter: sehr mild, trocken und immer wieder auch sonnig. Ich spüre meine Oberschenkelmuskulatur ziemlich. Vorbei an den beiden Jugendhäusern der Prot. und der Kath. Kirche (Christophorus- un Butzer-Haus), die beide innerhalb unserer Kirchen Vorreiterfunktion in Sachen Klimaschutz eingenommen haben. Hinab nach Hausen – und Hardenburg.
Viele Gespräche. Mit unterschiedlichen Personen. Wir sind nun mit 24 Menschen und unseren zwei Lamas gestartet. Die Gespräche haben ganz unterschiedlichen Inhalt. Immer wieder auch Gespräche mit Menschen, die mir vor kurzem noch völlig unbekannt waren und die mir nun innerhalb kurzer Zeit ganz wesentliche Dinge aus ihrem Leben berichten. Andere Gespräche sind durchaus auch kontrovers, gerade wenn es um die aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland geht.
Suche auch mal die Stille. Gehen heute erstmal lange durch den Wald, den Pfälzerwald, das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands – das Astrid Waller in ihrem Morgenimpuls so schön als “Kraftort” thematisiert hat. Begegnen hier lange niemandem. Hören beim Gehen nur das Rascheln der vielen Blätter, wenn wir unsere müden Beine mit möglichst wenig Energie über den Boden durch die vielen in den letzten Tagen vom Baum geflatterten Blätter schlendern lassen. Ich bin zum ersten Mal auf einem Fuß-Pilgerweg. Frage mich, was einen “richtigen” Pilgerweg ausmacht.
Wir gehen entlang der Isenach, bis ganz in die Nähe ihrer Quelle. Heute auch ein paar Hügel. Wunderbare Waldlandschaft. Zeitlich hängen wir unserem Plan wieder hinterher. Muss bei Pausen immer wieder darauf hinweisen, dass wir zum Mittagsgebet in Frankenstein erwartet werden. Dort wird aber sehr geduldig gewartet. Wir bekommen eine Einführung in die hiesige (sehr kleine) Kath. Kirche, die früher eine Synagoge war – was ich gerade am Jahrestag der Reichsprogromnacht sehr interessant finde.
Nach dem Gebet Mittagessen im Bürgerhaus. Wieder gutes Essen (Pellkartoffeln mit Quark und Salat). Nette Begrüßung durch den Ortsbürgermeister und die Pfarrer. Der Beigeordnete der Gemeinde zeigt uns noch tolle Reiseimpressionen aus unberührten Landschaften, die er mit seinem Rad schon durchfahren hat. Von hier aus fahren ein paar PilgerInnen wieder heim. Andere fahren nach Kaiserslautern vor, wo es nun am Nachmittag eine Aktion in der Fußgängerzone gibt. Dort können PassantInnen u.a. ihren ökologischen Fußabdruck ermitteln. Wir aber pilgern weiter, über die Burg Frankenstein im Wald nach Hochspeyer. Von dort nun mehr auf dem Radweg direkt entlang der Straße nach Kaiserslautern. Denn zum einen wird es bereits langsam dunkel und zum Anderen wollen wir bis 18 Uhr in der Abendandacht sein. Das schaffen wir nicht ganz (aber fast). Anschließend Abendessen mit einer wunderbaren scharfen Chilisauce. Direkt im Anschluss noch ein “Forum Klimagerechtigkeit”, bei dem verschiedene Initiativen von ihren Aktivitäten im Bereich Klimaschutz/-gerechtigkeit erzählen. Unser Klima-Pilgerweg wird thematisiert, aber auch das Klimaschutzkonzept der Prot. Landeskirche, das Projekt “Energieeffiziente Trinkwasserversorgung in Kaiserslautern”. Eine Kita berichtet von ihren Aktivitäten rund um ihre neue Photovoltaikanlage. Sechs verschiedene Organisationen und Initiativen stellen ihre Aktivitäten an Infoständen vor, bis hin zur Bürger-Energie-Genossenschaft. Viele Gespräche, viel Vernetzung.
Ich bin (wie viele andere PilgerInnen) so müde, dass ich dann aber mit dem Zug heimfahre. Im Bahnhof fahre ich völlig untypisch mit der Rolltreppe hinab, um meine muskelkatergeplagten Oberschenkel zu entlasten. Komme erst gegen Mitternacht ins Bett.
Herzlich, Christoph
Christoph Fuhrbach ist im Bischöflichen Ordinariat in Speyer auf der Diözesanstelle für Weltkirchliche Aufgaben tätig und betreut auf dem Pilgerweg die Etappe von Ludwigshafen bis Metz.
Einladung / Grenzübergang der Pilger und Pilgerinnen
Versammlung zum Abschluss der Etappe Remagen – Perl
12. November 2015, 17.00 Uhr in Perl
Der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit von Flensburg nach Paris führt vom
1. bis 12. November in der 8. Etappe durch den Bereich der Evangelischen Kirche im
Rheinland und des Bistums Trier. Viele Gemeinden sind Gastgeber. Engagierte aus
Gruppen, Verbänden und Gemeinden haben die Pilgerwege vorbereitet. In Perl wird die
„Trierer“ Etappe abgeschlossen und der Pilgerstab wird von Pilgern aus Deutschland und
aus Luxemburg an die französischen Verantwortlichen übergeben.
Wir laden Sie herzlich ein, an der Versammlung zum Abschluss der Pilgerstrecke in
Deutschland am 12. November um 17.00 Uhr im Schengen-Lyzeum in Perl teilzunehmen.
In dieser Versammlung werden Pilgerinnen und Pilger ihre Anliegen vorstellen, Schüler
werden von ihrem Projekt der Simulation der UN-Klimakonferenz berichten. Für die
christlichen Kirchen in Frankreich, Luxemburg und Deutschland werden Bischof Jean-
Christophe Lagleize, Bistum Metz, Weihbischof Robert Brahm, Bistum Trier und Pfr. Volker Strauß, Evangelische Kirche Luxemburg mit wirken. Die europäische Verantwortung für ein nachhaltiges Klimaabkommen wird der Europaabgeordnete Edouard Martin, Straßburg, umreißen.
Sie sind herzlich eingeladen, den Ökumenischen Pilgerweg am 12.11. von Nittel nach Perl
oder am 13.11. die erste Tagesstrecke in Frankreich von Perl nach Yutz mitzugehen.
Mit dem Pilgerweg wollen Christen der verschiedenen Konfessionen im Vorfeld der UN–
Klimakonferenz in Paris auf die globale Dimension des Klimawandels aufmerksam machen,
die Diskussion um Gerechtigkeitsfragen voranbringen und ein sichtbares Zeichen für ein
gerechtes neues Abkommen setzen. Denn das Klima, als globales Gemeinschaftsgut
verstanden, kann letztlich nur durch internationale Anstrengungen wirksam geschützt
werden. Wir freuen uns, wenn mit Ihrer Teilnahme den Forderungen des Ökumenischen
Pilgerwegs Nachdruck verliehen wird und ein öffentliches Signal für ein verbindliches und
gerechtes Klimaabkommen gesetzt wird.
Die Einladung zum Download, mit Informationen zum Programm und Infos zur Anmeldung, finden Sie hier.
7. November / Pressemitteilung der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Erzbistums Freiburg.
PRESSEMITTEILUNG / 07.11.2015
„WIR MÜSSEN UMKEHREN“: MEHR ALS 300 MENSCHEN BEIM DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN KLIMAPILGERTAG IN KEHL UND STRASSBURG
Kehl/Straßburg. Mehr als 300 Menschen sind am heutigen Samstag zum Deutsch-Französischen Klimapilgertag in Kehl und Straßburg gekommen – unter dem Motto „Geht doch – und bewegt euch!“. Im Vorfeld des Weltklimagipfels in Paris setzten elsässische und badische Kirchen gemeinsam ein Zeichen für die Bewahrung der Schöpfung. Am Europarat verlasen die leitenden Geistlichen eine gemeinsame Klimabotschaft. Deren Bedeutung symbolisierte ein mehrere Meter hohes rotes Thermometer.
Mit einem klaren Appell für Nachhaltigkeit, faires Wirtschaften und einen anderen, neuen Umgang mit Konflikten wandten sich am Samstag der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und der Weihbischof der Erzdiözese Freiburg, Bernhard Uhl, an die Teilnehmer des Klimapilgerwegs. „Wir müssen umkehren“, sagten sie – bezogen auf das Leben und Wirtschaften in Europa. Symbolisch übergaben die beiden Badener den Pilgerstab, der von Pilgern aus Südbaden bis nach Kehl gebracht worden war, an die französischen Pilger, die noch am Nachmittag weiterzogen. Von Straßburg geht es nun weiter über Metz bis zum Weltklimagipfel nach Paris.
Nach einem ökumenischen, deutsch-französischen Gottesdienst in der Kehler Friedenskirche waren die Klimapilger am Samstagvormittag über die Passerelle nach Straßburg gelaufen. Vor dem Europaratsgebäude schilderten Pfarrerin Tiny Irawani und Pfarrer Diks Pasande aus der evangelischen Luwu-Kirche, einer Partnerkirche der badischen Landeskirche auf der indonesischen Insel Sulawesi, zusammen mit ihren beiden Söhnen, wie der Klimawandel ihre küstennahen Felder und damit die Nahrungsmittelversorgung gefährdet. Diks Pasande sprach auch die Rodungen zur Palmölproduktion an: „Wer nur auf die Menschen in Indonesien zeigt, vergisst, dass der Großteil unseres Palmöls nach Europa exportiert wird und hier praktisch in jedem zweiten Supermarktprodukt vorkommt“. Danach berichtete Martin Kopp, der für die protestantische Kirche in Elsaß-Lothringen die Vorbereitungen zum Weltklimagipfel beobachtet, vom aktuellen Stand der Verhandlungen.
Ihre gemeinsame Klimabotschaft verlasen vor dem Europarat der Erzbischof von Straßburg, Jean-Pierre Grallet, der Kirchenpräsident der protestantischen Kirchen in Elsaß-Lothringen, Christian Albecker, und aus Baden der evangelische Landesbischof Cornelius-Bundschuh und der katholische Weihbischof Uhl: Während Landesbischof Cornelius-Bundschuh im Namen aller mahnte, der Klimawandel bedrohe vor allem „die schwächsten und verletzlichsten Teile der Weltbevölkerung“, verwies Erzbischof Grallet darauf, das gemeinsame öffentliche Engagement der deutschen und der französischen Christen solle die europäischen Regierungen bestärken in einem Geist, „der dem gemeinsamen Erbe der Menschheit Vorrang gibt vor kurzfristigen nationalen Interessen“. Weihbischof Uhl formulierte den „vollständigen Verzicht auf fossile Brennstoffe bis zur Mitte dieses Jahrhunderts“ – „eine gewaltige Herausforderung“, die der aktiven Mitwirkung aller bedürfe. Kirchenpräsident Albecker unterstrich „die deutliche Erwartung, dass der Klimagipfel in Paris zu einer fairen, rechtlich bindenden und wirkungsvollen globalen Vereinbarung führt“. Überragt wurde die Klimademonstration von einem riesigen Thermometer, das der Künstler Daniel Depoutot zusammen mit Studierenden aus Straßburg gestaltet hatte.
Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Erzbistums Freiburg.
Diese Pressemitteilung ging uns aus Baden zu, wo ebenfalls ein Pilgerweg organisiert wurde.
Aus Baden wurden uns zum Download folgende Dokumente bereitgestellt:
Pressemitteilung der Ev. Landeskirche in Baden und der Erzdiözese Freiburg
“Klimabotschaft” der Kirchen im Südwesten
Bericht der Klimazeugen aus Indonesien, dem Pfarrerehepaar Tiny und Diks Pasande aus Indonesien
Bilder und mehr zum eigenständigen Pilgerweg in Baden finden Sie unter http://www.klimapilgern-baden.de